Für kurze Zeit war das ehemalige AKW Tschernobyl in der Ukraine von der russischen Armee eingenommen. Das AKW Tschernobyl, welches für kurze Zeit in Händen der russischen Invasoren war, ist nun wieder unter ukrainischer Kontrolle. Zur Sicherheit im ehemaligen Atomkraftwerk gibt es verschiedene Aussagen!
Muss die Öffentlichkeit zu wichtigen Themen informiert werden greift das Schweizer Fernsehen[1] auf «Kennerinnen» der Atomenergie zurück. Am 28. März 2022 war dies die ETH Professorin für «Nukleare Sicherheit» Annalisa Manera. Zur unübersichtlichen Lage der umkämpften russischen AKW befragt die folgende Sequenz aus dem Interview.
Ist ein Szenario denkbar, dass weite Teile Europas radioaktiv verseucht werden könnten? Frau Annalise Manera: «Das könnte nach meiner Einschätzung nur passieren, wenn viele Atomwaffen eingesetzt würden. Das Problem sind nicht die Kernkraftwerke der Ukraine.»
In der Zwischenzeit hat die russische Armee die Atomruine wieder verlassen. Nach dem Rückfall des AKW an die Ukraine führte die BBC[2] Interviews mit den ukrainischen Betreibern der Atomruine. Deren Aussagen lauteten aber weit dramatischer als die der nuklearen Sicherheitsexpertin.
„Wäre der Strom ausgefallen, hätte das katastrophale Folgen gehabt“, erklärte Oleksandr.» „Radioaktives Material hätte freigesetzt werden können. Das Ausmaß können Sie sich sicher vorstellen. Ich habe nicht um mein Leben gefürchtet. Ich hatte Angst davor, was passieren würde, wenn ich nicht da wäre und die Anlage überwachen würde. «Ich hatte Angst davor, was passieren würde, wenn ich nicht da wäre und die Anlage überwachen würde. Ich hatte Angst, dass es eine Tragödie für die Menschheit sein würde.»
„When the power to the station was cut off for three days, Valeriy said he scrambled to find fuel to keep the generator running, even resorting to stealing some from the Russians. „If we had lost power, it could have been catastrophic,“ Oleksandr explained. „Radioactive material could have been released. The scale of it, you can well imagine. I wasn’t scared for my life. I was scared about what would happen if I wasn’t there monitoring the plant. I was scared it would be a tragedy for humanity.“ Valeriy Semonov, Chernobyl, Ukraine
Die Internationale Atom Energie Agentur IAEA gibt seit Beginn der Krise tägliche Updates zur «Sicherheits»-lage der Ukrainischen-AKW aus[3]. Hauptsorge der IAEA, sie haben die Kontrolle verloren! Der Grossteil der Atom-Staaten akzeptiert das die IAEA ihre Atomanlagen soweit möglich überwachen kann. Dabei werden Daten wie aktuelle Leistung, Betriebsart und ähnliches online überwacht, vorgesehene Nachrüstung und Leistungsabfälle gemeldet, Unfälle und Beinahe-Unfälle übermittelt und vieles mehr. Die Überwachung ist auch ein Bestandteil der Überwachung der Kernmaterialbestände und damit der Kontrolle, wo sich aktuell spaltbares und waffenfähiges (Nuklearwaffen) Material aus der Nuklearindustrie befindet. Gerade in Kriegswirren ist diese Frage von zentraler Bedeutung, die Frage ist: Ist das spaltbare Material in den richtigen Händen? Oder zumindest in denen die von der IAEA als richtig angesehen werden.
„However, it had not yet been possible to restore the operation of radiation and other sensors due to the absence of required maintenance and other specialised staff, Ukraine said. It added that this situation may also “lead to the failure of other systems and components important to safety” and that the inoperability of the equipment makes the comprehensive monitoring of key safety parameters at the site more complicated.“ Update 47 – IAEA Director General Statement on Situation in Ukraine
Eine weitere Problematik sieht die IAEA nicht nur in der zur Überwachung durch die IAEA fehlenden Daten, sondern auch für die Operationelle Sicherheit des Betriebs. Der Unterhalt der Messtechnischen Ausrüstung ist nicht gewährleistet. Das heisst auch die Nukleararbeiter vor Ort haben keine verlässlichen Daten, welche den Zustand der Anlage anzeigen. Hier kann die IAEA helfen, sie kann ausländisches Personal und Ersatzteile liefern, den Betrieb unterstützen.
Solange sie sicher sind!?
Verschiedene Aussagen aber keine verlässlichen Daten. Die Öffentlichkeit weiss nichts über den wahren Stand der Sicherheit im AKW Tschernobyl. Gegenteilige Aussagen von Nuklear-Expertinnen und Betreibern über die Un-Sicherheitslage verunsichern. Wieviel abgebranntes Brennmaterial ist im Nass-Lager, – im Luftgekühlten-Lager, welche Messtechnik ist nicht verfügbar, ist die Stromversorgung nachhaltig gesichert… Und zu guter Letzt: Kommt Putins Armee zurück, geht es nochmals von vorne los?
Vor rund 20 Jahren wurde in der Schweiz der Begriff «Solange sie Sicher sind» erfunden. Dies als Argument dafür AKWs über ihre geplante Lebenszeit hinaus weiterbetreiben zu können. Immer wieder wird in der Frage um die Atomindustrie die Sicherheit vorneweg genannt. Wir haben ein Eidgenössisches Nuklear-«Sicherheits»-inspektorat, einen Lehrstuhl für Nukleare «Sicherheit» usw. Aber lassen wir uns nichts vormachen, Überwachung kommt immer nach dem Sicherheitsproblem. Es liegt in der Sache der Natur das Wissenschaft Wissen aus Erfahrung schafft. Es braucht also erst den Unfall, um das Problem zu erkennen. Nun wir kennen schon einige Probleme, einige gehen wir lässig an (Lagerung von Atommüll) andere haben folgen für die Technik. So entwickelte sich der Brandschutz nach dem Brand im AKW Mühleberg 1971. Die mangelnde Notstromversorgung in den CH-AKW wurde nach Erkenntnissen aus dem Fukushima SuperGAU verstärkt und das Reaktor-Venting nach dem GAU in der Ukraine.
Kennen Sie die Aussage: „Zu Risiken und Auswirkungen fragen Sie Ihren Arzt.“ Immer wenn Fragen zu „Sicherheit“ geklärt werden müssen kommen die Wissensträger zu Worte. Und in der Atomenergie kommen so immer die Spezialisten, die Verursacher zu Worte. Die AKW Betreiber ihre Lobby. Sicherheitsbehörden, Nuklear -Sicherheitsexpertinnen und AKW Betreiber werden zu Sicherheitsfragen von AKW Interviewt. Ungeachtet dessen das diese immer die Unsicherheiten der bestehnden Anlagen in der Nukleargemeinschaft zu vertuschen versuchen.
Lassen wir die Sicherheits- Prophezeiungen dieser Protagonisten fallen, seien wir ehrlich! Benennen wir die Atomindustrie mit ihrem wirklichen Namen «Un-Sicherheit!» Lasst das Sicher aus «Eidgenössisches Nuklear Sicherheits Inspektorat» raus, und den Lehrstuhl für Atomenergie wandeln wir in den «Lehrstuhl für Atomindustrie» um. «Sicher», wir leben nicht im Krieg aber die Spuren der Atomindustrie finden wir in unseren Gewässern der Luft und im Boden. Wer es nicht glaubt, erinnere sich an die Funde von radioaktivem Material aus dem AKW Mühleberg im Bielersee.[4]
Die IAEA als Sicherheitsgarant?
Im IAEA Statut beinhaltet folgenden Zweckartikel:
«Die Organisation ist bestrebt, den Beitrag der Atomenergie zu Frieden, Gesundheit und Wohlstand in der ganzen Welt zu beschleunigen und zu vergrößern. Sie stellt, soweit sie dazu in der Lage ist, sicher, dass die von ihr oder auf ihr Ersuchen oder unter ihrer Aufsicht oder Kontrolle geleistete Unterstützung nicht in einer Weise verwendet wird, die militärische Zwecke fördert.»[5]
„The Agency shall seek to accelerate and enlarge the contribution of atomic energy to peace, health and prosperity throughout the world. It shall ensure, so far as it is able, that assistance provided by it or at its request or under its supervision or control is not used in such a way as to further any military purpose.“ IAEA Statute
In der heutigen Zeit in der wir so viele Nuklear Bewaffnete Staaten als Realität vor Augen haben, brauchen wir eine Kontrollinstanz welche Sicherheit garantieren sollte. Jedoch sollte diese Organisation nicht die weitere Verbreitung des Nuklearem Risiko fördern, indem sie es wie im Zweckartikel beschrieben weiter beschleunigen und vergrössern will. Wir wissen alle die «zivilen» Reaktoren liefern spaltbares Material für die Nukleare Bewaffnung und sie bieten die Möglichkeit «zivile» AKW in Kriegen in nukleare Desaster umzuwandeln. Gerade die Situation in der Ukraine zeigt einmal mehr auf das die «friedliche Absicht» nur ein Wunsch aber nicht die Realität darstellt.
Der Zweckartikel der IAEA müsste neu gefasst werden!
Die IAEA als Sicherheitsinstitut muss von der Nuklearindustrie abgekoppelt werden und so reale Verantwortung übernehmen!
[1] https://www.srf.ch/news/international/krieg-in-der-ukraine-braucht-es-eine-schutzzone-um-tschernobyl
[2] https://www.bbc.com/news/world-europe-61048256 Interview mit Ukrainischem (Chernobyl) AKW Personal
[3] https://www.iaea.org/nuclear-safety-and-security-in-ukraine Die IAEA zur aktuellen Lage in der Ukraine
[4] https://www.fokusantiatom.ch/?page_id=1161 Die EAWAG wies rad. Teile aus dem AKW Mühleberg im Bielersee nach
[5] https://www.iaea.org/about/statute Zweckartikel der IAEA
https://www.wenra.eu/sites/default/files/publications/2022-03-11_WENRA_position_Chernobyl.pdf WENRA News
https://www.grs.de/de/aktuelles/infobereich-ukraine/kernkraftwerk-tschernobyl Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit