Atomgefahr

Bundesrat will das AKW-Neubauverbot aufheben

Medienmitteilung Fokus Anti-Atom:

Der Bundesrat hat heute seinen Gegenvorschlag zur Blackout Initiative präsentiert. Wie befürchtet beabsichtigt er, das AKW-Neubauverbot aus dem Kernenergiegesetz zu streichen. Im Februar 2024 wurde von einer Gruppe Atomlobbyisten die Initiative „Blackout Stoppen“ eingereicht. Albert Rösti engagierte sich bereits als Nationalrat in mehreren Gremien für die Nutzung der Atomkraft nun setzte er sich auch im bürgerlich dominierten Bundesrat durch.

Fokus Anti-Atom wird den Gegenvorschlag und den Bau neuer AKW mit allen Mitteln bekämpfen.

Die Schweizer Stimmbürger beschlossen am 30. September 2016 im Rahmen einer Abstimmung zum Energiegesetz den Art. 12a des Kernenergiegesetzes,[1] welcher seit 1. Jan. 2018 in Kraft ist. Der Artikel verbietet den Bau neuer Atomkraftwerke, dies entspricht dem von Bundesrätin Leuthard nach dem SuperGAU im japanischen AKW Fukushima im Jahr 2011 ankündigten Atomausstieg. Fokus Anti-Atom ist über das Demokratieverständnis des Bundesrats erstaunt, nur wenige Jahre nach Inkrafttreten des Verfassungsartikels will der Bundesrat diesen wieder kippen. Jürg Joss Präsident der Organisation Fokus Anti-Atom: «Fokus Anti-Atom wird sich mit aller Kraft gegen den Neubau von Atomkraftwerken einsetzen. Die gefährliche Atomkraft ist keine Lösung für das Klimaproblem und wird für den dahergeredeten Blackout nicht benötigt.»

Weltweit überholen alternative Energieproduktionsanlagen vorab die Wind- und Solarkraft die Produktion der Atomkraft.[2] Auch in der Schweiz verzeichnet der Zubau der alternativen Energie-produktionsanlagen einen steilen Anstieg, genau wie dies in der Abstimmung vom 09. Juni 2024 «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» gefordert wurde.

Es werden keine neue «kleine und sichere» AKW gebaut

Nun will der Bundesrat auf das Experiment «Atomkraft» setzen. Konsultiert man das Atomreaktoren Informationssystem der IAEA[3] stellt man fest das die Nuklearindustrie weltweit stagniert. Die AKW welche aktuell im Bau stehen sind Reaktoren welche Ende des letzten Jahrhunderts konzipiert wurden. Die zuletzt in Europa gebauten AKW, Olkilluoto in Finnland und Flamanville Frankreich waren ein Fiasko, der Bau dauerte 3-mal länger als geplant und die Kosten explodierten auf das 3 bis 4-Fache. Milliarden welche falsch investiert wurden, dasselbe Bild in den USA bei den ersten 2 AKW (Vogtle), welche nach dem GAU in Tschernobyl erbaut werden.

Die Internationale Atom Energie Agentur IAEA[4] listet die weltweit im Bau befindlichen Reaktoren. Bei diesen handelt es sich jedoch noch nicht um die versprochene «sichere» Generation 4.

Bis auf die drei sich im Bau befindlichen SMR- Reaktoren sind alle weiteren 63 weltweit sich im Bau befindlichen Reaktoren Leistungsreaktoren mit Leistungen zwischen 630 -1600MWel und entsprechen zumeist dem Prinzip Druckwasserreaktor aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Mehr Details: https://www.fokusantiatom.ch/wp-content/uploads/2024/09/2024_09_28_FAA_Info-19.pdf

Jürg Joss Präsident Fokus Anti-Atom: «Die Atomwirtschaft spricht von neuen sicheren Reaktoren, gebaut werden jedoch Reaktoren deren Konzepte aus den 80er Jahren stammen.»

Weltweit sind folgende SMR im Bau, müssen sich aber im Betrieb erst noch bewähren. Eine SMR-Serie wie sie das SMRPrinzip verspricht ist noch nicht geplant: – Russland: Brest-OD-300 «schneller Brutreaktor» mit 300MWel Leistung – Argentinien: Carem25 konventioneller Druckwasserreaktor mit 25MWel Leistung (Seit 2015 im Bau) – China: Linglong1, ein Druckwasserreaktor mit 125 MWel mit passiven Sicherheitssystemen.

Bereits in Betrieb: – Russland: Lomonosov 1+2 konventionelle Druckwasserreaktoren auf Schiffen mit je 32MWel Leistung – China: «Shidao-Bay1» mit einer Leistung von 200MWel

Neue AKW sind keine Lösung für das Klimaproblem

Auch wenn sie so sicher wären wie versprochen, generieren neue AKW grosse Umweltprobleme. Dabei zeichnen sie eine radioaktive und Chemische Spur welche sich vom Brennstoffabbau in den Uran-Minen (Nahezu 90% der Neubauprojekte nutzen Uran als Brennstoff) über die Brennstabherstellung bis hin zum Betrieb der AKW und der Endlagerung hinzieht. Zudem produziert die Atomkraft einen massiv unterschätzten CO2 Ausstoss. So werden Uran-Abbauanlagen in Kasachstan und Australien vorwiegend mit Kohlekraft betrieben, und die nukleare Kette benötigt eine Vielzahl von Transporten. Das in Australien abgebaute Uran wird nach der Raffinierung und Aufarbeitung mit Chemikalien in Brennelementfabriken transportiert, wohin auch der benötigte den Brennstoff umschliessende Edelstahl geliefert wird. Danach werden die Brennelemente, welche vorwiegend in den USA oder Russland produziert werden weiter and die AKW-Standorte transportiert. Aufgrund der geringen Anreichung des weltweit vorhandenen Urans an den Abbaustandorten von durchschnittlich 0,3- 3% werden Unmengen Erz abgebaut, um den Bedarf an Uran zu stillen.

Kontakt zu Fokus Anti-Atom:  fokusantiatom@fokusantiatom.ch  079 330 06 60


[1] https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2004/723/de

[2] https://www.energyinst.org/statistical-review

[3] https://pris.iaea.org/PRIS/home.aspx

[4] https://pris.iaea.org/pris/home.aspx