AKW Mühleberg Immer weniger Wissen und Erfahrung des Personals
Heute hat das ENSI den jährlichen Aufsichtsbericht über die Kernanlagen publiziert . Fokus Anti-Atom hat mit Besorgnis festgestellt, dass im AKW Mühleberg immer mehr erfahrenes Personal den Betrieb verlässt. Nicht von ungefähr hat das AKW die weitaus meisten Vorfälle der Schweizer Anlagen verzeichnet. Gravierender Wissensschwund für einen Weiterbetrieb „Die Personalfluktuation erreichte im Jahr 2013 einen Stand, welcher auf einen bedeutenden Verlust an werksspezifischem Wissen und Erfahrung hinweist.“ Dies schreibt das ENSI in seinem heute publizierten Aufsichtsbericht (Kap.2.7). Erfahrungen spielen in einem über vierzigjährigen AKW eine beutende Rolle. Jüngeres Personal ist mit der Technik der 1960-er Jahre zu wenig vertraut. Funktionsabläufe und technische Konstruktion unterscheiden sich erheblich von späteren Anlagen. Jürg Aerni, Präsident Fokus Anti-Atom: „Offensichtlich sind die Angestellten nicht mehr motiviert, auf einen Endzeitbetrieb hin zu arbeiten, was diesen umso gefährlicher macht.“ Nicht von ungefähr werden längst pensionierte Ingenieure als Berater beigezogen . Dies wiegt umso schlimmer, als auch auf der Ebene des Managements der Sicherheit zu wenig Beachtung geschenkt wird, wie kürzlich eine Expertengruppe der IAEA bei einer Kontrolle (OSART-Mission) bemängelt hat . Das ENSI hatte in seiner Beurteilung der zehnjährlichen Sicherheitsbeurteilung des AKW sogar den Verwaltungsrat kritisiert.
Medienmitteilung Fokus Anti-Atom: 2014_06_30-FAA-ENSIJahresbericht
24.7.2014 BZ | AKW Mühleberg liefen Mitarbeiter davon |
22.07.2014 srf | Kein Personal fürs AKW |
24.07.2014 AZ | |
24.07.2014 DerBund | BKW braucht neue Leute für den Kommandoraum in Mühleberg |
22.07.2014 | Kein Personal fürs AKW |
03.07.2014 | AKW: Riskante Personalprobleme |
Weiterführendes zu Personalproblemen in AKW
Ueli Jost (72) pensionierter Mühleberg Mitarbeiter in einem Beitrag des srf.ch rühmt sich noch regelmässig ins AKW gehen zu müssen. Dazu ein Text von Fredi Lerch: IV Jetzt, wo das Risiko zunimmt, beginnt das Personal davonzulaufen / Vor einem Jahr hat das SRF-Fernsehmagazin «ECO» Ueli Jost porträtiert. «Von Beginn weg», also seit 1971, habe dieser Elektroingenieur im AKW Mühleberg gearbeitet und auch heute noch, mit 72 Jahren, sei er teilzeitig dabei. «Ich kenne die Anlage à fond, wie sie wahrscheinlich nur wenige kennen», sagte er stolz in die Kamera: Gegenüber Otto Normalverbraucher habe er einen gewaltigen Wissensvorsprung und könne die Anlage besser beurteilen «als jeder, der seine Informationen aus der Zeitung nehmen muss». Man nickt ehrfürchtig: Wer über AKWs nur aus den Zeitungen informiert ist, hat keine Ahnung. Da spricht ein alter, weiser Mann zu Unwissenden, um – soweit es ihm sein Schweigegelübde erlaubt – anzudeuten, dass er über geheimes Herrschaftswissen verfügt. «Es gibt mehr Ding‘ im Himmel und auf Erden, Als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.» Jaja.
Die OSART Mission im Oktober 2012 stellte im AKW Mühleberg fest das das Betriebspersonal hohe Überzeitsalden aufweist: „3.1 ORGANIZATION AND FUNCTIONS, The Operations department has a good succession plan in place. Although the 6 shift teams are currently well staffed for the normal daily operations, a limited number of people in Operations have a lot of overtime hours, mainly due to the yearly outage. The team encourages the plant to investigate how overtime hours can be avoided or reduced in the future.“
Auch dem ENSI leidet unter Personalmangel. Im ENSI-Rat Bericht 2013 steht: „Es kann mittelfristig schwierig werden, die notwendigen personellen Ressourcen zu rekrutieren, um so das notwendige Know-how für die Aufsichtstätigkeit zu erhalten.»
Im Tätigkeitsbericht des ENSI findet folgender Hinweis zum Personalmangel: „Die Geschäftsleitung des ENSI entschied, den Aufsichts-, den Strahlenschutz- sowie den Erfahrungs-und Forschungsbericht14 aufgrund der im ENSI anstehenden Aufsichtstätigkeiten ressourcenbedingt rund zwei Monate später zu veröffentlichen.“
Die Pläne der Schweizer Atomlobby neue AKW zu bauen, welche im Kanton Bern im Jahr 2011 zur absurden Mühlebergersatz-Abstimmung führte, waren absurd. Schon damals erkannten sie selbst dass sie ungenügend Personal zum Bau von AKW hat.
Hier Links zu Vorträgen welche bereits 2010 (Planung von AKW-Neubauten) auf Personal-Ressourcenprobleme eingingen
Die Resun welche neue AKW in Beznau und Mühleberg (Seite 6+9) plante, hielt folgendes fest: „Herausforderungen einzelner Dimensionen, Ressourcen / Knowhow – Fachspezialisten heute sehr gesucht, in den Werken, bei Aufsichtsbehörden und für Neubauprojekte sowie in der Entwicklung.“
Die Alpiq welche ein neues AKW in Gösgen (Seite36) bauen wollte, stellte fest es fehlen Personen bei Aufsicht und Entwicklung.
„- Lack of people in the safety authorities (ENSI)
– Lack of people in the research centers (PSI, …)“
Auch Beznau hat Personalprobleme!
Da hat die Aargauerzeitung ungenügend Recherchiert. Auszug aus dem ENSI Jahresbericht 2013: „Die in früheren Aufsichtsberichten des ENSI angesprochenen Personalfluktuationen in der Leitung des operationellen Strahlenschutzes waren auch im Berichtsjahr 2013 ein Thema.“