Forderungen an ENSI zum Kernmantel im AKW Mühleberg

Medienmitteilung Fokus Anti-Atom, Bern, 7. April 2011

2011_04_07_Factsheet Kernmantel

Betrifft: Forderungen an ENSI zum Kernmantel im AKW Mühleberg ==============================================================

Fokus Anti-Atom ist heute in einem Schreiben mit einem Forderungskatalog zum Kernmantel im AKW Mühleberg an das Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI gelangt.

Das ENSI wird ersucht, folgende Schritte zu unternehmen:

– Publikation des Anforderungskatalogs des ENSI an das Instandhaltungskonzept der BKW
– Publikation des Bewertungsschemas für ein Instandhaltungskonzept
– Zusammenfassung der Resultate der Untersuchungen der BKW und erste Beurteilungen des ENSI
– Unverzügliche Ausserbetriebnahme des AKW  Mühleberg zum Zweck
– der vollständigen Ausmessung der Rund- und Längsnähte des Kernmantels
– der vollständigen Untersuchung aller Zuganker

Fokus Anti-Atom fordert eine sofortige Offenlegung des Kriterienkatalogs des ENSI, da sich der Prozess für allfällige weitere Nachrüstungen des Kernmantels seit Jahren hinzieht und sich noch weiter hinziehen wird. Es ist noch lange nicht klar, ob die Schäden im AKW Mühleberg weiter hingenommen werden können, oder ob sich eine Stilllegung aufdrängt.
Seit spätestens 2007 in der Stellungnahme zur Periodischen Sicherheitsüberprüfung des Kernkraftwerks Mühleberg hat das ENSI deklariert, dass die derzeitige Zuganker-Vorrichtung keine definitive sicherheitstechnische Lösung sei. Das ENSI bezieht dies auf eine künstlich gesetzte Frist von 40 Jahren und versäumt es, sich in der Zwischenzeit ein klareres Bild mit Messungen und zügigen Untersuchungen zu machen. Man kann davon ausgehen, dass die Gefahr eines grösseren Kernmantelschadens im AKW Mühleberg zurzeit nicht bekannt ist. Untersuchungen und Messungen fehlen. Es scheint gemäss Medienaussagen zudem Differenzen zwischen ENSI und Betreibern  zu geben, was erfahrungsgemäss zu einem längeren Aushandlungsprozess führen dürfte. (Beispiele in der Geschichte sind u.a. die SUSAN-Nachrüstung und der Tausch der Umwälzschlaufen 1986).
Die schweizerischen Behörden und Betreiber haben nie eine führende Rolle in Bezug auf die Kernmantelrisse übernommen. Auch das Gutachten des TÜV Energie Consult von 1998, ein Gutachten zum Sicherheitsnachweis des Kernmantels bei Erdbeben und Rohrbrüchen, war mehrheitlich auf Druck atomkritischer Kreise vom UVEK und nicht vom ENSI (damals HSK) in Auftrag gegeben worden.

In der Beilage senden wir Ihnen einen Kurzbericht eines kleinen Teils unserer Nachforschungen:

Tatsache ist, dass die 4 Zugankervorrichtungen in Mühleberg erst spät eingebaut worden sind, nachdem weltweit schon einige AKW-Betreiber Massnahmen ergriffen hatten. In mehreren US-AKW wurden anfänglich 6-10 Zuganker pro Kernmantel eingebaut.

Mögliche schädigende Einflüsse der Zuganker auf die Reaktoreinbauten wurden beim AKW Mühleberg nicht untersucht, obwohl diese Fragestellungen und Vorgaben für den Sicherheitsnachweis in japanischen AKW bereits 2001 auf dem Tisch lagen. In Japan mussten Probleme, dass Zuganker beschädigt werden und dass sie auf den umgebenden Reaktordruckbehälter und die Reaktoreinbauten Auswirkungen haben, von den Betreibern untersucht und die Sicherheit nachgewiesen werden. Bestätigt wurde der Sinn dieser Nachweise durch Risse, welche
2006 im AKW Hatch-1 (USA) in Zugankern gefunden wurden.

Dass das ENSI 2010 angesichts der neuerlichen Periodischen Sicherheitsüberprüfung keine vollständige  Ausmessung der Kernmantelschweissnähte und der Zuganker veranlasst haben, ist beunruhigend. Dieses unbekannte Risiko kann nicht weiter hingenommen werden.

Fokus Anti-Atom

Kontakte:
Jürg Aerni   076 508 46 91
Jürg Joss    079 330 06 60

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert