2017.02.11 Leibstadt: Immer wieder Probleme mit Brennelementen
Einzelne Brennelemente im AKW Leibstadt (Siedewasserreaktor) weisen Oxydationsschäden auf, weshalb das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI dem AKW nach der Revision im August 2016 keine Bewilligung erteilt hat, den Reaktor wieder einzuschalten. Die Oxydation der Brennelemente ist auf den mangelnden Kühleffekt des Reaktorwassers an den Brennelementen mit lokaler Überhitzung und in der Folge einer punktuellen Oxydation der Brennelemente zurückzuführen. Bei lokaler Überhitzung der Brennelemente bildet sich auf diesen ein Film aus Dampfblasen, welcher die Brennstäbe vom Kühlwasser isoliert. Dadurch erhitzen bzw. überhitzen sich die Brennstäbe, denn wegen des Films von Dampfblasen kommt zu wenig umfliessendes Kühlwasser in direkten Kontakt mit den, Hüllrohren der nuklearen Brennstoffelemente. Dieses Phänomen wird als «local Dryout» bezeichnet.
Bild: Lokale Überhitzung eines Brennelements kann zu Hüllrohrdefekten führen
Factsheet zu den Brennstabproblemen im AKW Leibstadt
Wie funktioniert ein Siedewasserreaktor: Prinzip des Siedewasserreaktors *,ppt
ENSI Lügt
Ralph Schulz, Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalysen am 16. Februar 2017: Bei den Dryouts im KKL kam es nur einmal zu einem echten Hüllrohrschaden, nämlich 2014.
Im Jahr 1994 wurde das AKW Leibstadt durch die OSART, einer Organisation der IAEA6 , einer betrieblichen- organisationellen Untersuchung unterzogen. Im anfangs 1995 publizierten Bericht wird bemerkt (Zitat): „However, KKL has experienced a number of fuel Failures since the fifth cycle.“
Weiter im selben Interview: Das KKL hat seit Betriebsaufnahme 1984 die Leistung mehrfach erhöht. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Dryouts und diesen Leistungserhöhungen?
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die das Auftreten von Dryout beeinflussen. Die Reaktorleistung gehört sicherlich dazu. Es wäre aber unzulässig und zu vereinfachend, den Dryout nur auf die erhöhte Leistung zurückzuführen. Die letzte Leistungserhöhung erfolgte im Jahr 2002. Die umfangreichen Inspektionen 2016 haben gezeigt, dass die Dryouts erst im Zyklus 28 – also erst 2012/13 – aufgetreten sind. Dazwischen war die Betriebserfahrung mit dem Reaktorkern positiv.
In den Medien
Ende April hat das AKW Leibstadt die Bevölkerung über die Schäden an den Brennstäben informiert. Man habe sie nicht früher entdeckt, weil man früher nicht hingeschaut habe. Woz Nr. 18/2017 vom 04.05.2017 |
Weiterführende Links:
2017.02.18 Leibstadt: Jetzt auch noch Probleme mit der Abluft des Turbinenkondensators
Der Turbinenkondensator dient zur Rückkühlung des Reaktorwassers um es mit der Speisewasserpumpe wieder zurück in den Reaktor speisen zu können. |
Die Filteranlage filtert das durch den Turbinenkondensator strömende Wasser und entsorgt die darin enthaltenen Abgase die aus dem Reaktorbetrieb entstehen.
Gemäss Anlagenbeschrieb, befindet sich im AKW Leibstadt für die Filterung Turbinenkondensators ein Powdexfilter.
Die Entlüftung des Powdexfilter geht dann auf die Abluftreinigungsanlage welche heute am 18. Feb. 2017 zur erneuten Abschaltung des AKW führte. Die Abluft kann wie obig genannt allerlei Aerosole (in Luft gelöste Bestandteile) beinhalten welche wiederum von der Abluftanlage gefiltert werden müssen.
Versagt die Abluftfilterung gelangt Radioaktive Abluft aus dem Abluftkamin in die Umgebung. Weiter könnte sich im Powdexfilter Wasserstoff ansammeln dessen Entsorgung über die Abluftanlage verhindert ein zündfähiges ansammeln des Wasserstoffs.
Aus Grosse Dampfkraftwerke, Dr. Ing. Karl Schröder, Springerverlag 1966
Aktuelle Meldung von heute 18. Feb. 2017 auf der Homepage des AKW Leibstadt
1989 gab es schon mal eine Abschaltung aufgrund eines Versagens der Turbinenkondensator Abgasanlage
Steuerluftausfall im Bereich AbgasanlagelHotwelI-Niveauregelung führt LU Scram und Ausfall der Hauptwärmesenke, 1989
Bei einer Freischaltung im Werkluftnetz wurde irrtümlich die Steuerluftversorgung der Abgasanlage und der Hotwell-Niveauregelung abgesperrt. (Unter Hotwell-Niveau ist der Füilstand des Kondensatsammelbehälters des Turbinenkondensators zu verstehen.) Der daraus resultierende Ausfall der Abgasanlage bewirkte einen Turbinentrip mit nachfolgendem Scram und Verlust der Hauptwärmesenke wegen Ausfall der Kondensatpumpen. Es wurden eine Reihe von Massnahmen als Folge dieses Ereignisses durchgeführt, von denen nur einige erwähnt werden, wie: Hauptabsperrungen des Steuerluftnetzes werden offen verriegelt und Druckverluste in den Steuerluftteilnetzen alarmiert. Sicherheitstechnisch ist das Ereignis als Scram mit Verlust der Hauptwärmesenke einzustufen. Das Ereignis brachte wichtige Erkenntnisse über die Bedeutung von Hilfssystemen.