Framatome ANP und Siemens liefern EPR! Wie es dazu kam! |
Die ersten Reaktoren waren US-Lieferungen Die Amerikaner setzten im Zweiten Weltkrieg ein riesiges staatlich finanziertes Atomprogramm auf die Beine, mit dem Ziel, die Atombombe zu bauen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges startete beinahe jedes westliche und östliche Land ein eigenes Atomprogramm. Die amerikanische Industrie als Kriegszulieferer hatte jedoch bereits einen grossen Ressourcen- und Erfahrungsvorsprung. Die USA setzte sich zum Ziel, den Markt für nukleare Brennstoffe zu kontrollieren, um so die weltweite Aufsicht über den Bau von Atomwaffen zu haben. Anfangs hatte einzig Russland eine von den Amerikanern unabhängige Atomindustrie. So kam es zu einer Vorrangstellung der amerikanischen Reaktorhersteller, welche danach alle potenziellen nicht-kommunistischen Atomstaaten mit Brennstoff und Reaktoren belieferte. Die amerikanischen Firmen Westinghouse www.westinghouse.com mit ihrem Druckwasserreaktor und General Electric www.ge.com mit ihrem Siedewasserreaktor teilten sich den Weltmarkt; heute sind weltweit mehr als die Hälfte der Atomreaktoren Produkte dieser beiden Firmen. Potenzielle Atomstaaten machen sich selbständig Nach der Belieferung durch die ersten amerikanischen Reaktoren blieben nur wenige teils staatlich finanzierte Konkurrenten auf dem Weltmarkt. So baute der staatliche Betrieb Framatome eine eigene Druckwasser-Reaktorlinie in Frankreich; Siemens /AEG /KWU (heute alle unter dem Dach von Siemens) hatten eigene Druckwasser-Reaktorlinien in Deutschland; TEPCO eine eigene Siedewasser-Reaktorlinie in Japan, welche sich stark an die Linie von General Electric anlehnte. Jedes dieser Unternehmen belieferte dann wiederum seinen geografischen Umkreis, so zum Beispiel die KWU die Schweiz mit dem Druckwasserreaktor Gösgen. Das Ende für die Reaktorhersteller Von 1960 bis 1970 "boomte" die Branche, es wurden mehr als die Hälfte der heute in Betrieb stehenden Atomreaktoren bestellt (am 15. Dezember 2004 waren weltweit 441 Reaktoren in Betrieb, 25 im Bau, ~103 stilllgelegt) . Doch anfangs der 1970er Jahre wurden erste Atomunfälle bekannt, mehrere Reaktorbauten verzögerten sich und geplante sowie im Bau befindliche Projekte mussten wegen erheblicher Mängel bereits nachgerüstet werden. Mit dem Unfall in Three Miles Island 1979 brach die Branche endgültig ein, neue Bestellungen blieben aus. Erst Mitte der Neunziger Jahre wurden in den sogenannten Tigerstaaten wieder einzelne Projekte bestellt und aufs Eis gelegte ausgeführt. Die Branche zieht sich zurück Ende der 1980er Jahre nach dem Tschernobyl-Super-GAU (mehrere Staaten beschlossen den Atomausstieg) fing ein Konzentrationsprozess an. Viele Firmen hatten bloss noch ein Instandhaltungsgeschäft, es gab keine Neubauten mehr. Trotzdem wurden atemberaubende Pläne für neue Reaktorprinzipien herumgereicht. Das Schlagwort "inhärent sicher" (sicher in sich selbst) wurde geboren, mit dem die Branche den 100% sicheren Atomreaktor vorgaukelt. Das Projekt des Europäischen Druckwasserreaktors EPR 1989 prognostizierten Framatome und Siemens eine Renaissance der Atomenergie und gründeten ihre gemeinsame Tochtergesellschaft Nuclear Power International NPI. Geschäftsauftrag der NPI war es, basierend auf den Erfahrungen der von den Muttergesellschaften entwickelten Druckwasserreaktoren vom Typ Konvoi (Siemens) und N4 (Framatome), einen neuen Druckwasserreaktor, den EPR, zu entwickeln und zu vermarkten. An einer Informationstagung der "Schweizerische Vereinigung für Atomenergie (SVA)" 1992 stellte NPI ihre ersten Konzeptstudien vor. Gemäss Planung sollten 1995 die ersten Genehmigungsgesuche von deutschen (RWE, E.ON, EnBW, Vattenfall bzw. deren Vorläuferfirmen) und französischen Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen EVU zum Bau neuer Reaktoren vorliegen und ab Mitte 1998 in Frankreich und Deutschland der Bau neuer EPR Reaktoren möglich sein. Das "Basic Design" erfolgt unter der Beteiligung der deutschen und französischen Elektrizitätswirtschaft. 1997 bietet der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber die Durchführung eines standortunabhängigen Genehmigungsverfahrens für den Reaktortyp an. In Frankreich, in Carnet an der Loiremündung, wird 1997 bereits die Genehmigung für erforderliche Aufschüttungsarbeiten erteilt. 2001 wurden die Nuklearaktivitäten der beiden Anbieter Framatome und Siemens unter dem Namen Framatome ANP (Advanced Nuclear Power) zusammengeführt. Das Joint Venture zwischen Framatome und Siemens fügt sich in eine Reihe von Unternehmenszusammenschlüssen. Weltweit gibt es in der Atomtechnik nur noch vier große Unternehmen: zum einen "BNFL/Westinghouse/ABB", zum zweiten die "General Electric"-Gruppe, zum dritten die staatliche russische "Atomstroyexport", sowie "Framatome ANP" als einziger europäischer Anbieter. Finnland bestellt ersten EPR Am 18. Dezember 2003 unterzeichnete die finnische Betreibergesellschaft Teollisuuden Voima Oy TVO mit Framatome ANP einen Vertrag über die Errichtung eines neuen Atomkraftwerks vom Typ "Europäischer Druckwasser-Reaktor". Das AKW soll am Standort Olkiluoto gebaut werden. Im November 2003 wurde über Medienberichte bekannt, dass die deutschen Atomkraftwerksbetreiber zusammen mit "Electricite de France EdF" über eine Beteiligung am Neubau eines EPR an der nordwestlichen Küste Frankreichs nachdenken. Die europäische Atom-Zukunft Framatome ANP positioniert sich als europäischer Reaktorlieferant und wittert Morgenluft. Durch die EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 kommen im EU-Raum 22 Atomkraftwerke neu hinzu, davon sind 13 Reaktoren vom "Tschernobyl-Typ" RBMK. Teilweise sollen die Reaktoren stillgelegt, aber auch mit westlicher Technik ausgestattet weiterbetrieben werden. Es gibt offensichtlich Bestrebungen der polnischen Regierung, über Euroatom ein Atomprogramm finanziert zu bekommen - bisher gibt es kein Atomkraftwerk in Polen. Die EU fördert die Nutzung der Atomenergie, dies erfolgt zum einen mit Hilfe des Forschungsrahmenprogramms von Euratom und zum anderen über Kredite für die Nachrüstung von Atomanlagen. Weitere detaillierte Infos zur Atomindustrie befinden sich auf folgender Site: www.anti-atom.de |
Wer ist wer? Framatome ANP Am 1. Januar 2001 wurden die Nuklearaktivitäten der beiden Anbieter Framatome und Siemens unter dem Namen Framatome ANP (Advanced Nuclear Power) zusammengeführt. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind umfassendes Engineering, Elektro- und Leittechnik, Kraftwerks-Service, Modernisierung, Brennelementversorgung und Komponentenfertigung für eine große Zahl von Reaktortypen - auch solcher anderer Hersteller -, sowie die Entwicklung und schlüsselfertige Errichtung von Atomkraftwerken und Forschungsreaktoren. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Hauptsitz in Paris verfügt über Regionalgesellschaften in Deutschland und den USA. An Framatome ANP sind AREVA zu 66 Prozent und Siemens zu 34 Prozent beteiligt. Framatome ANP beschäftigt weltweit mehr als 14.000 Personen. AREVA Im September 2001 wurde die AREVA-Gruppe gegründet, ein Zusammenschluss der vormaligen Cogema und Framatome. Sie erwirtschaftet drei Viertel ihres Umsatzes von jährlich zehn Milliarden Euro mit Atomtechnik, wobei sie alle Bereiche vom Uranbergbau über den Reaktorbau bis zur Wiederaufarbeitung von Brennstoffen abdeckt. "Areva" beschäftigt über 45.000 Personen in 30 Ländern und befindet sich zu 84 Prozent in Staatsbesitz. Kleinere Beteiligungen halten EdF, Alcatel und TotalFinaElf. Langfristig ist an eine Teilprivatisierung gedacht. Eine groß angelegte Werbekampagne unter dem Motto "Hochtechnologie für besseres Leben" soll die Neugründung popularisieren und für die Atomenergie werben. Von großer Bedeutung für das neue Unternehmen wird der geplante europäische Druckwasser-Reaktor sein. AREVA rühmt sich: "Der EPR ist das Ergebnis intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die auf der Betriebserfahrung von fast 100 von AREVA weltweit errichteten Atomkraftwerken basieren. " Die 100 Reaktoren sind veraltete Referenzen, 30-jährige KWU Bauten gelten mit als Referenz für die "neue" und "innovative" EPR Reaktorgeneration. Framatome Framatome ist der staatliche französische Reaktorlieferant. Alle rund 40 französischen Reaktoren wurden durch Framatome geliefert und werden durch die wiederum staatliche EdF betrieben. Siemens Der Elektrokonzern vereinigt heute alle ehemaligen deutschen Reaktorlieferanten, KWU, AEG, Siemens, unter seinem Dach. Siemens übernahm ausserdem das fossile Kraftwerksgeschäft von "Westinghouse" (dem zweitgrössten US Atom-Reaktorhersteller, das Atomergiegeschäft des US-Konzerns ging an "British Nuclear Fuel BNFL". Cogema Staatlicher französischer Brennelementhersteller, Anreicherung, "Wiederaufarbeitung". Cogema ist verwickelt in die Atomtransportskandale der letzten Jahre. Cogema ist Betreiber der Wiederaufarbeitungsanlage "La Hague" im Norden Frankreichs. |
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